Als ein gewisser C. Kolumbus noch dabei war, den König von Kastilien zur Finanzierung einer Entdeckungsfahrt zu überreden, war man im Nonnenhof zu Meiningen bereits damit beschäftigt, die in die Jahre gekommene Kemenate zu erweitern. Wahrscheinlich nahm die Zahl der Bewohner und Gäste zu und man benötigte mehr Platz, um größere Gruppen zu beherbergen und zu verköstigen. Das Mittelalter war überwunden, und die Gothik mit ihrem Streben nach Raum und Licht war bis nach Meiningen vorgedrungen. Zwei sehr große Längsunterzüge auf freistehenden Stützen sind Belege dafür, dass im Gebäudemittellteil eine große Halle geschaffen wurde. Die Grundfläche wurde auf den heute sichtbaren Bau erweitert. Im neu errichteten 1. OG wurden 2 Holzstuben mit sog. Stab-Bohlen Wänden eingebaut. Es entstanden repräsentative Räume, insbesondere das Eckzimmer zwischen Töpfemarkt und Nonnenplan. Bohlenstuben waren zu dieser Zeit die einzigen Räume, welche auch im Winter gut warm zu halten waren. Zusätzlich waren diese vollständig mit Holz ausgekleideten Räume bemalt und durch Schnitzerein verziert. Eine Seite der Bohlenstube hat sich im Nonnenhof erhalten und kann besichtigt werden.

In beiden Geschossen gibt es Rundbogenpforten zum Innenhof. Es gab Galerien und einen Treppenturm, welche jedoch heute nicht mehr vorhanden sind. Über die Galerie kam man in eine hinterste Ecke des Innenhofes zu der sog. Drücke. Eine mittelalterliche Toilettenanlage. Für die damalige Zeit sehr modern und wohl Ausdruck für die hygienischen Bedürfnisse der Bewohner. Schließlich waren die Besitzer Teil einer wohlhabenden Bürgerschaft, und es gab anspruchsvolle Gäste und Durchreisende im Nonnenhof willkommen zu heißen. Da hatten üble Gerüche und Ungeziefer, im Haus nichts zu suchen.

Regional finden sich ähnliche stilistische Zeugnisse und Analogien im Kloster Veßra aus der Zeit um 1500.

Ausblick auf den Töpfemarkt
Ehemalige Fensteröffnung
Unterzug im EG mit Datierung 1548