Nonnenhof Meiningen

800 Jahre Wohnen und Leben am Nonnenplan in Meiningen.

Hausnummernvergabe „Nonnenplan 3“

Lange Zeit war für den Nonnenhof überhaupt keine Hausnummer vergeben worden. Als der letzte Bewohner in den Nachwendewirren ausgezogen war, fiel der Nonnenhof in einen fast 30-jährigen Dornröschenschlaf und die Hausnummer wurde entzogen. Der Innenhof wurde immer grüner und Kleinsäuger haben das Gelände erobert. Der Nonnenhof war zu einem Lost Place in Thüringen geworden.

Mit der Erteilung der Baugenehmigung wurde die Anschrift „Nonnenplan 3“ von der Stadt Meiningen wieder freigegeben. Zukünftig können Gäste mit jeglicher Navigation den Nonnenhof wieder finden und besuchen.

Nonnenplan 3 Meiningen 98617
Nonnenplan 3 Meiningen ca. 1880
Nonnenhof Meiningen Südseite vom Töpfemarkt aus gesehen

Bauphase 2 von 1473 bis 1474

Als ein gewisser C. Kolumbus noch dabei war, den König von Kastilien zur Finanzierung einer Entdeckungsfahrt zu überreden, war man im Nonnenhof zu Meiningen bereits damit beschäftigt, die in die Jahre gekommene Kemenate zu erweitern. Wahrscheinlich nahm die Zahl der Bewohner und Gäste zu und man benötigte mehr Platz, um größere Gruppen zu beherbergen und zu verköstigen. Das Mittelalter war überwunden, und die Gothik mit ihrem Streben nach Raum und Licht war bis nach Meiningen vorgedrungen. Zwei sehr große Längsunterzüge auf freistehenden Stützen sind Belege dafür, dass im Gebäudemittellteil eine große Halle geschaffen wurde. Die Grundfläche wurde auf den heute sichtbaren Bau erweitert. Im neu errichteten 1. OG wurden 2 Holzstuben mit sog. Stab-Bohlen Wänden eingebaut. Es entstanden repräsentative Räume, insbesondere das Eckzimmer zwischen Töpfemarkt und Nonnenplan. Bohlenstuben waren zu dieser Zeit die einzigen Räume, welche auch im Winter gut warm zu halten waren. Zusätzlich waren diese vollständig mit Holz ausgekleideten Räume bemalt und durch Schnitzerein verziert. Eine Seite der Bohlenstube hat sich im Nonnenhof erhalten und kann besichtigt werden.

In beiden Geschossen gibt es Rundbogenpforten zum Innenhof. Es gab Galerien und einen Treppenturm, welche jedoch heute nicht mehr vorhanden sind. Über die Galerie kam man in eine hinterste Ecke des Innenhofes zu der sog. Drücke. Eine mittelalterliche Toilettenanlage. Für die damalige Zeit sehr modern und wohl Ausdruck für die hygienischen Bedürfnisse der Bewohner. Schließlich waren die Besitzer Teil einer wohlhabenden Bürgerschaft, und es gab anspruchsvolle Gäste und Durchreisende im Nonnenhof willkommen zu heißen. Da hatten üble Gerüche und Ungeziefer, im Haus nichts zu suchen.

Regional finden sich ähnliche stilistische Zeugnisse und Analogien im Kloster Veßra aus der Zeit um 1500.

Ausblick auf den Töpfemarkt
Ehemalige Fensteröffnung
Unterzug im EG mit Datierung 1548

Chronologie der Baugeschichte und einiges zur Nutzung seit 1239

Am Rande der Röhn, hier in Meiningen, wurde im Jahr 1239 ein Franziskanerkloster gegründet. Der Genius loci in Meiningen schien geeignet und so wurden Grundsteine gelegt, die man noch heute sehen kann. Die sog. 1. Bauphase besteht aus einem Kernbau, welcher bereits als zweigeschossiger Steinbau mit Kellern und einer wuchtigen Deckenbalkenlage über dem Erdgeschoss errichtet wurde. Dabei ist es ausserordentlich bemerkenswert, mit welcher Umsicht und Sorgfalt die unbekannten Bauherren zu Werke gegangen sind. Anscheinend wurden keine Kosten und Mühen gespart, um ein Mauerwerk zu gründen, welches Jahrhunderte überdauern sollte.

Es wurden allein 2 Kellergewölbe geschaffen. Jeder Keller ist besonders interessant. Aus gut sortierten und lagerfugig versetzten Hausteinmauerwerk wurden Rundbögen, Schlitzfenster und Laibungen geschaffen, die noch heute durch ihre mathematische Genauigkeit und schlichte Eleganz beeindrucken. Es braucht nicht viel Vorstellungskraft, sich hier in der abknickenden Gewölbetonne die frühen Bewohner der Kemenate im Schein der Kerzen vorzustellen. Bier, Wein und was man sonst noch so in einen kühlen Keller legt, um reichlich Gäste zu bewirten, lagen sicher verwahrt hinter meterdicken großformatigen und regelhaft behauenen Steinen. Bis heute tragen diese Kellerräume das Haus durch die Zeit und es wird Zeit ihnen wieder ihre Bestimmung zurückzugeben.

Nonnenhof Meiningen

800 Jahre Leben und Arbeiten im Nonnenhof Meiningen.

Im Sommer 2021 war es soweit. Die Baugenehmigung für die umfassende Sanierung eines sehr besonderen Gebäudes in der Altstadt von Meiningen ist von der Stadt Meiningen erteilt worden. Abgesehen von den vielfältigen Auflagen und Beschränkungen wird die Sanierung wohl eine sehr spannende Angelegenheit werden. Als erstes hoffen wir auf fallende Materialpreise 🙂